Ratten

Wanderratten

Körpergröße bis 25 cm, Schwanz schuppig und geringelt bis 22 cm lang. Oberseite des Felles graubraun bis rötlichbraun. Der Bauch ist hellgrau bis weißlich. Die Gliedmaßen sind kurz, Vorder- und Hinterpfoten nackt, rosafarben. Die je zwei Nagezähne im Ober- und Unterkiefer sind kräftig, meißelartig und tief im Kiefer verankert. Sie müssen ständig benutzt werden, da sie sonst weiterwachsen.

Fortpflanzung

Die Paarung der Wanderratte beginnt im Frühjahr und endet im Spätherbst. Die Weibchen werden meistens von mehreren Männchen begattet. Ein Weibchen kann bis zu 7 Würfe mit 5 bis 20 Jungen aufziehen. Tragezeit 22 bis 24 Tage. Das Nest wird als flachgepolsterte Mulde in einem Versteck zu ebener Erde oder im unterirdischen Nestkessel eines Erdbaues angelegt. Die Jungen beginnen sich um den 8. Lebenstag zu behaaren, ihre Augen öffnen sich nach 13 bis 17 Tagen. Mit 3 bis 4 Wochen erlangen sie ihre Selbständigkeit. Zu dieser Zeit ist das Muttertier in der Regel schon wieder tragend. Die Jungtiere erreichen ihre Geschlechtsreife nach 3 bis 5 Monaten.
Wanderratten leben durchschnittlich etwa 4 Jahre. Ein Wanderrattenpaar kann in einem Jahr unter günstigen Existenzbedingungen 100 bis 150 Nachkommen haben.

Nahrung

Die Wanderratte nimmt pflanzliche wie tierische Nahrung (Cerealien, Tierfutter, Küchenabfälle, Eier, Fisch u.v.m.), je nach Angebot als Vorzugsfutter. Sie frisst an Tierkadavern und wurde auf Friedhöfen in Gräbern beobachtet. Wanderratten befressen auch größere Tiere. Schwere und träge Schweine, neugeborene Robben, fest brütendes Hausgeflügel, nesthockende Jungtiere der verschiedensten Tierarten sind vor Wanderratten nicht sicher. Selbst flüchtenden größeren Tieren bis zur Größe von Mantelmöwen (STEINIGER, 1951) stellen sie nach. Tauchend fangen sie auch Fische. Kleinere Nagerarten gehören mit zum Nahrungsspektrum.

Rudel und Revier

Wanderratten leben in unterschiedlich großen Gemeinschaften. Bei ihnen bestimmt das Rudel das Zusammenleben. Im Rudel leben Männchen und Weibchen unterschied-lichen Alters als Nahrungs- und Schutzgemeinschaft zur Sicherung ihrer Nachkommenschaft. Ein Weibchen versorgt bei mehreren Würfen in einem Kessel auch Junge vom Nachbarwurf. Die Gründung eines Rudels kann durch ein Weibchen, ein Elternpaar oder eine Gruppe von Jungratten (bis etwa 5 Tiere) erfolgen. Die Rudelstärke unterliegt Schwankungen. Kleine Rudel haben bis zu 20 Mitglieder, in annähernd der Hälfte der Rudel leben jedoch 60 bis 100 Ratten. Der von einem Rudel bewachte Raum kann Gebäude, Ställe und Freiland mit einbeziehen und besteht aus dem Revier und dem Aktionsraum. Im Revier liegt der Bau oder der Unterschlupf mit Nest(ern). Die Rudelmitglieder markieren die Laufwege (Wechsel) im Revier und Aktionsraum mit Duftmarken (Urintröpfchen). Der Aktionsraum umgibt das Revier und kann bis auf 2 km ausgedehnt sein (STEINIGER, 1951 ). Im Aktionsraum liegen Nahrungsquellen, Tränken, Sonnen- und Sandbadeplätze. Vergrößert sich ein Rudel ohne eine entsprechende Reviervergrößerung, tritt eine Stresssituation ein. Es kommt zu Störungen im Zusammenleben der Tiere (starker Populationsdruck).
Im städtischen Randgebiet oder in Gemeinden dienen Kompost- oder Dunghaufen, Fäkaliengruben, Tierunterkünfte, Keller usw. als Unterschlupf- und Wohnstätten.

Feinde

Im Freiland stellen Marder, Iltis, Hermelin, Katzen, verwilderte Hauskatzen, Bussard, Habicht, Eulen und Graureiher den Ratten nach.

Farbratten

Unsere zahmen Farbratten stammen von der ursprünglich in Asien beheimateten Wanderratte ab. Diese haben einen robusteren und "längeren" Körberbau als die Hausratte und lebt in Erdhöhlen oder in menschlicher Umgebung, wie etwa Keller und Kanalisation. Sie erreichen eine Größe von ca. 21-28 cm ohne Schwanz. Die Farbzeichnung des Felles der "wilden" Ratten ist meist rotbraun oder auch graubraun. Selten treten Albinos auf.

Hausratten

Auch die Hausratte hat ihren Ursprung in Asien und hat sich von dort über die ganze Erde ausgebreitet. Im Mittelalter kam sie zu uns nach Europa und war maßgeblich Schuld an der Verbreitung der Pest. Sie kann besser klettern als die Wanderratte, da sie ursprünglich auf Bäumen lebte. Spät erst kam sie in die Nähe des Menschen (Heu- und Dachböden). Heute jedoch sind in unseren Breitengraden freilebende Ratten eher selten anzutreffen.